23.04.2020

Von Sri Lanka ins Home-Office

Die Corona-Krise betrifft uns alle. Kaum einer kann behaupten, dass sich in seinem Leben seit Ausbruch der Pandemie nichts geändert habe. Das Ausmaß, in dem die einzelnen MitarbeiterInnen bei synedra von der aktuellen Situation betroffen sind, variiert stark. Während bei einigen schon die gesamte Infrastruktur für das Arbeiten im Home-Office vorhanden war, mussten sich andere daheim zunächst provisorisch ein Büro einrichten. Wiederum andere müssen sich nun zusätzlich der Herausforderung der täglichen Kinderbetreuung stellen. Und dann gibt es noch Taner, der vom anderen Ende der Welt zurück nach Österreich geholt werden musste.

Taner, du hast kurz vor Ausbruch der Pandemie einen Urlaub angetreten. Wie hat sich die aufkommende Krise in Sri Lanka gezeigt?

Ich reiste mit zwei Freunden, Benjamin und Nina, nach Sri Lanka. Unsere ersten Tage vor Ort waren idyllisch und es fühlte sich auch an wie ein Urlaub. Ich konnte nach fast einem Jahr endlich wieder surfen gehen, meine große Leidenschaft! Vor der Reise hörte man so viele Horror-Storys aus Italien, aber das alles schien mir doch irgendwie fern. Nach der ersten Urlaubswoche hörte ich von Freunden und Familienmitgliedern, dass das Corona-Virus auch in Österreich ausgebrochen sei. Es war die Rede von Ausgangsbeschränkungen sowie Beschränkungen hinsichtlich der Ein- und Ausreise nach und aus Österreich, speziell in Tirol. Kurz darauf rief die Regierung in Sri Lanka aufgrund einiger bestätigter Corona-Fälle ebenfalls Ausgangsbeschränkungen aus. Niemand durfte mehr seine Unterkunft verlassen. Es war lediglich gestattet, zwischen 6 und 14 Uhr einkaufen zu gehen und sich beim Einkauf auf das Nötigste zu beschränken. Anschließend trat die Ausgangssperre wieder in Kraft, sodass niemand mehr für die kommenden vier bis fünf Tage irgendetwas tun durfte. Falls man sich nicht daran hielt, wurde man verhaftet. Man merkte die Angst und die Panik der Leute vor Ort, es bildeten sich extrem lange Schlangen vor den Supermärkten, die mit den obligatorischen Sicherheitsabständen mehrere 100 Meter lang waren. Ab diesem Zeitpunkt endete eigentlich für mich der langersehnte Urlaub.

Leider musstest du ja dann vorzeitig abreisen. Wie ist das vonstattengegangen?

Wir hatten uns vor der Reise auf der Website des Außenministeriums registriert und wurden täglich via E-Mail über die Lage in Sri Lanka informiert. Die ersten E-Mails waren noch recht harmlos, jedoch merkten wir nach einiger Zeit, dass immer mehr Flüge gestrichen wurden und dass einige Airlines gar nicht mehr flogen. Die Zahl der Touristen aus aller Welt, die nun ohne jegliche Möglichkeit zur Heimkehr quasi in Sri Lanka gestrandet waren, wuchs. Wir gehörten ebenfalls zu diesen Touristen, da nicht sicher war, ob unser Flug abheben dürfte oder gestrichen werden würde.

Was ist danach passiert?

Das Außenministerium hat uns kontaktiert und uns die Möglichkeit geboten, einen Flug von Colombo nach Neu-Delhi und weiter nach Wien anzutreten. In Neu-Delhi sollten auch ÖsterreicherInnen, die in Indien gestrandet waren, aufgelesen werden. Es war nicht gerade leicht für mich, alles stehen und liegen zu lassen und heimzukehren, da ich mich so sehr auf diesen Urlaub gefreut hatte. Allerdings schien uns diese Lösung doch am vernünftigsten zu sein, also nutzten wir die Gelegenheit und buchten über das Außenministerium diesen Flug auf Eigenkosten. Zu dieser Zeit war Österreich das einzige Land in Europa, das den Ernst der Lage realisierte und seine Landsleute zurück nach Hause holte. Andere Europäer waren verwundert, dass ihre Regierungen diesbezüglich gar nichts unternahmen. Der Flug selbst war auch eher ungewöhnlich. Jeder saß mit Maske in seinem Sitz und es gab keinen Bord-Service, wie es sonst üblich ist. Jedoch wurden wir von medizinischem Personal an Bord betreut und auch auf die Bestimmungen in Österreich hingewiesen.

Als du wieder in Österreich warst, wie war es für dich zu wissen, dass du jetzt in Quarantäne musst?

Nun, man muss wissen, dass ich bereits als 5-Jähriger aufgrund einer Lungentuberkulose Erfahrungen mit Quarantäne machen musste. Ich verbrachte damals 1,5 Jahre alleine in Vollquarantäne in einem eigenen Trakt der Klinik. Zu wissen, dass ich nun zwei Wochen in Heimquarantäne verbringen müsste, machte mir ehrlich gesagt aufgrund der Erlebnisse und der Erfahrungen, die ich damals gesammelt hatte, wenig aus. Natürlich ist man sehr eingeschränkt und auf andere angewiesen, aber wenn man über ein gewisses soziales Umfeld verfügt, dann ist alles nicht so schlimm, wie man es zuerst vermuten würde.

Hat man dich bei der Einrichtung deines Büros daheim und bei den notwendigen Besorgungen bzw. Erledigungen seitens synedra unterstützt?

Absolut! Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen sowie auch meine Vorgesetzten haben täglich gefragt, wie es mir gesundheitlich gehe und ob sie für mich Einkäufe erledigen sollten.
Als ich nach Hardware fragte, damit ich besser von zu Hause aus arbeiten könnte, brachte mir Markus ohne Wenn und Aber das nötige Equipment vorbei. Ich bin sehr dankbar dafür, ein Teil dieses Unternehmens zu sein und auch die Möglichkeit zu haben, ganz ungehindert von zu Hause aus weiterarbeiten zu können. Es ist nicht selbstverständlich, dass jeder diese Möglichkeit hat, wenn ich so darüber nachdenke. Menschen, die in anderen Bereichen arbeiten, sind unverzichtbar in unserer Gesellschaft, seien es jetzt die SozialarbeiterInnen, die in dieser Krisenzeit nun mit mehr Herausforderungen konfrontiert sind, oder das medizinische Personal, das täglich Leben rettet, oder auch Menschen, die in Lebensmittelgeschäften arbeiten ... Das sind die wahren Helden für mich!

Was war es für ein Gefühl, nach zwei Wochen der Selbstisolation wieder ins Freie gehen zu können?

Befreiend und intensiv zugleich. Ich hatte reichlich Zeit, um über verschiedene Dinge nachzudenken und zu reflektieren. Als ich wieder hinaus durfte, machte ich einen über 7-stündigen Spaziergang. Es war wirklich schön, wieder die Sonne und den Wind auf der Haut zu spüren. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln, das Selbstverständliche zu schätzen, all die Dinge zu genießen, die uns nicht auffallen, bis wir sie nicht mehr haben können. Es war jedenfalls nicht ganz leicht, speziell nach solch einem Urlaub, und es waren recht gemischte Gefühle dabei.

Wie gestaltet sich dein Alltag und die Zusammenarbeit mit deinem Team vom Home-Office aus?

Es ist wichtig, sich einen geordneten Tagesablauf zu schaffen und ich begann schon in der Heimquarantäne damit. Dazu zählen morgens zu frühstücken und Kaffee zu trinken, Mittag- und Abendessen zuzubereiten, die Wäsche zu waschen und die Wohnung sauber zu halten. Ebenso dürfen der Kontakt mit Freunden und Familie per Telefon oder Videochat und ein regelmäßiger Aufenthalt in der Natur nicht zu kurz kommen. Im Home-Office gestaltet sich das Ganze einfacher, da der Weg zur und von der Arbeit wegfällt. Die Arbeit in meinem Team gestaltet sich ausgezeichnet. Wir sind ständig im Austausch und können uns per Voice-Chat in Echtzeit über die Arbeit unterhalten und uns gegenseitig unterstützen sowie bei Laune halten. Für mich ist synedra ein zweites Zuhause geworden und die Arbeit bereitet mir sehr viel Spaß, weil ich weiß, wie wichtig unser Beitrag ist, gerade Zeiten wie diesen!

Taner wird daheim mit einem Care-Paket begrüßt.

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